Stripe vs. PayPal vs. Adyen: Welcher Zahlungsdienstleister ist der beste?

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Adyen vs PayPal vs Stripe

Egal, ob man online Produkte, Dienstleistungen oder Abonnements verkauft: Man muss online Zahlungen entgegennehmen können. Vor der Zeit des E-Commerce musste man sich darum keine großen Gedanken machen. Denn damals bezahlten die Menschen bar und das Geld war sofort in der Kasse. Heutzutage im Zeitalter von Kreditkarten, Apple Pay und PayPal gibt es viele Möglichkeiten online zu bezahlen. Um möglichst einfach möglichst viele Zahlungsarten anbieten zu können, gibt es Zahlungsdienstleister auch Payment Service Provider (PSP) oder Payment Gateway genannt.

Was machen Zahlungsdienstleister?

Zahlungsdienstleister sind Intermediäre, also Mittelmänner, zwischen Zahlungslösungen und Händlern. Sie schließen z. B. mit MasterCard, Visa oder Sofortüberweisung Verträge ab und bieten zusätzlich Software zur einfachen Einbindung und Verwaltung von Online-Zahlungen an. Somit ist es für Händler nicht nötig einzeln mit mehreren Anbietern von Bezahlmethoden zu verhandeln. Sie können stattdessen bequem alle beim Zahlungsdienstleister vorhandenen Zahlungsmittel mit wenigen Klicks aktivieren oder deaktivieren.

Auch gesetzliche Bestimmungen wie die PCI-Richtlinien sind für Händler schwer, ohne Payment Gateways einzuhalten.

Welche Verträge benötigt ein Händler?

Als Händler braucht man (zumindest indirekt) folgende Verträge, um Zahlungen mit Kreditkarten zu ermöglichen:

  1. einen Kreditkartenakzeptanzvertrag, um den Zahlungsfluss zu ermöglichen
  2. einen Vertrag mit einem Payment Gateway, um die Zahlung einfach technisch einzubinden

Die technischen Details haben wir für Sie folgenden Artikel zusammengefasst: Wie funktioniert eine Online-Zahlung?

Große Firmen haben meist mit mehrere Kreditkartenakzeptanzverträge, um viele Zahlungsmethoden online günstig anbieten zu können. Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) haben jedoch oft Probleme, solche Verträge zu schließen, da sie erstens eine Risikoüberprüfung überstehen müssen und zweitens bei kleinen Umsätzen keine attraktiven Konditionen möglich sind. Bei größerem Umsatz kann man leichter einen Mengenrabatt aushandeln.

Daher gibt es mittlerweile einige Anbieter, die beide Verträge in einem anbieten. Das macht es für kleinere Unternehmen leichter, bessere Konditionen zu erhalten.

Noch einfacher machen es Ihnen Zahlungsdienstleister wie Stripe. Sie müssen sich nur online registrieren, Ihre Unternehmensdaten eingeben und Sie können innerhalb weniger Tage Zahlungen akzeptieren. Um sehr viele Zahlungsmethoden anbieten zu können, hat Stripe mit mehreren Banken Kreditkartenakzeptanzverträge, die Sie als Kunde mitnutzen.

Welcher Kategorie welcher Anbieter angehört ist jedoch nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Wir wollen Klarheit in den Dschungel an Zahlungsdienstleistern bringen.

Welchen Zahlungs­dienstleister brauche ich?

Wir listen Ihnen im Folgenden die bekanntesten in Deutschland verfügbaren Zahlungsdienstleister nach Kategorie auf. Dabei heben wir jeweils die Vor- und Nachteile anhand folgender Kriterien hervor:

  1. Sind Zahlungen international möglich? (Vor allem wichtig beim Verkauf digitaler Produkte)
  2. Ist ein Konto einfach zu erstellen?
  3. Gibt es monatliche Fixkosten?
  4. Ist ein separater Kreditkartenakzeptanzvertrag nötig?
  5. Sind Preise und Gebühren transparent?
  6. Sind ausreichend Zahlungsmethoden verfügbar?
  7. Ist eine einfache Integration in Webshops und Apps möglich?

Reine Payment Gateways

Der größte Zahlungsdienstleister in Deutschland ist überraschenderweise Computop. Von diesem werden nur wenige von Ihnen je gehört haben. Für Computop wird jedoch mindestens ein Kreditkartenakzeptanzvertrag mit einer Bank benötigt, der auch auf Wunsch vermittelt wird. Falls viele Zahlungsarten angeboten werden sollen, werden evtl. mehrere Kreditkartenakzeptanzverträge benötigt. Vor allem für kleine Unternehmen ist das sehr mühsam bis unmöglich. Computop und ähnliche Payment Gateways empfehlen wir daher für KMUs nicht.

Vorteile von Computop

  • größter Anbieter
  • viele mögliche Zahlungsarten
  • große Unternehmen können gute Preise aushandeln

Nachteile von Computop

  • intransparente Gebühren
  • 36 Monate Bindung
  • min. ein Kreditkartenakzeptanzvertrag nötig

Payment Gateway und Kreditkarten­akzeptanz­vertrag in einem

Mit diesen Payment Gateways schließen Sie auch direkt einen Kreditkartenakzeptanzvertrag ab. Somit haben Sie beide Verträge aus einer Hand. Das kann im Service und bei den Kosten Vorteile bringen. Verträge sind hierbei zwar auch für kleine Unternehmen leichter zu bekommen, jedoch gibt es oft eine mehrjährige Bindung. Das macht einen unflexibel und kostet bei monatlichen Gebühren unnötig Geld.

  • VR Payment:
    • Vorteile: Filialberatung möglich, relativ günstig, viele Zahlungsmethoden, auch mit mobilen SDKs einfach in Apps einbindbar
    • Nachteile: 24 Monate Bindung, nur Mastercard, Visa und SEPA (teilweise giropay), nur Pakete buchbar (für 3.000, 6.000 und 12.000 Euro monatlichen Umsatz) mit ca. 1-2% Gebühren, danach 4,90 Euro pro 250 Euro Umsatz (1,96%)
  • Novalnet:
    • Vorteile: Transparente Gebühren und sehr viele Features wie Abonnements und Risikomanagements, nur 3 Monate Kündigungsfrist, viele Zahlungsarten inkl. PayPal
    • Nachteile: 25€ Mindestgebühr, 99€ Einrichtungsgebühr, nur durchschnittliche Preise (0,19 € + 1,7% für europäische Karten bzw. 2,9% für Nicht-EU Karten)
  • Adyen
    • Vorteile: sehr großer Anbieter, am meisten internationale Zahlungsoptionen, bietet auch sehr viele Zusatzfeatures wie Abonnements, Terminals und Risk-Management, viele Zahlungsarten inkl. PayPal, bietet Interchange++ Preise (0,10€ + bei europäischen Karten: ca. 1,4%)
    • Nachteile: Mindestgebühr (nicht transparent: im Internet kursieren 100€ pro Monat), American Express und Diners Club sind teurer als bei Stripe
  • Payone
    • Vorteile: ausreichend Zahlungsarten inkl. PayPal, viele Features wie Abonnements, Risikomanagement usw.
    • Nachteile: 36 Monate Bindung, teuer: 29€ Fixkosten + 2,29% Disagio (min. 0,29 €)

Full Service Payment Gateways

Folgende Zahlungsdienstleister bieten Ihnen ein Rundum-Sorglos-Paket. Sie müssen keinen Kreditkartenakzeptanzvertrag abschließen, sondern werden Mitnutzer der Verträge des Zahlungsdienstleisters. Somit können Sie oft mehr Zahlungsmethoden einfach einbinden. Kleinere Unternehmen haben dadurch oft auch geringere Gebühren als bei anderen Payment Gateways. Die meisten Anbieter haben auch keine Vertragsbindung.

  • Stripe
    • Vorteile: transparente und günstige Gebühren, sehr intuitive und morderne Oberfläche, viele Zahlungsarten und viele Zusatzfeatures, keine Bindung, keine Fixkosten, relativ günstig (0,25 € + 1,4% für europäische Kreditkarten bzw. 2,9% für ausländische), vor allem für American Express Karten sehr günstig, einfache SDKs für mobile Geräte und Websites
    • Nachteile: keine PayPal Unterstützung
  • Unzer (früher heidelpay)
    • Vorteile: sehr viele Zahlungsarten inkl. PayPal, Anbieter aus Deutschland, für Visa und MasterCard aus dem EWR günstig (1,39% + 0,20 €)
    • Nachteile: Monatliche Servicegebühr (19€), Preisstruktur nicht ausreichend transparent (für verschiedene Zahlungsmethoden)
  • PayPal (früher Paypal Plus)
    • Vorteile: größter und bekanntester Zahlungsdienstleister der Welt, einfach zu integrieren, viel Hilfe im Internet, mittlerweile auch für Kunden ohne PayPal Account mit Kreditkarten und lokalen Zahlungsmethoden, auch Abonnements möglich, keine Fixkosten
    • Nachteil: sehr hohe Gebühren: 0,35 € + 2,49% (+1,99% für USA und Kanada und +2,99% für andere Märkte)
  • Braintree
    • Vorteile: gehört zu PayPal, bietet Abonnementsmanagement, keine Fixkosten, Möglichkeit auf Interchange+ Preise zu wechseln
    • Nachteile: nur durchschnittliche Preise (0,30€ + 1,9%), American Express 2,9% + 0,30 €
  • Checkout.com
    • Vorteile: stark wachsender Anbieter, viele Zahlungsmethoden, bietet Interchange++ Preise
    • Nachteile: intransparente Preise (z. B. Fixkosten)
  • Mollie
    • Vorteile: Abonnements möglich, viele Zahlungsarten inkl. PayPal, keine Fixkosten
    • Nachteile: etwas teuer (0,25 € + 1,8%), keine SDKs für Mobile
  • Amazon Pay:
    • Vorteile: für Amazon-Kunden eine bequeme Zahlungsmöglichkeit, keine Fixkosten
    • Nachteile: nur die Amazon Zahlungsmöglichkeiten (keine lokalen Zahlungsmethoden), keine mobilen SDKs, Amazon-Konto wird benötigt, relativ teuer (max. 0,35 € + 1,9% für EWR Karten)

Payment Gateways mit eigenen Rechnungen

Für ganz spezielle Anwendungsfälle gibt es Zahlungsdienstleister, die es besonders einfach machen, global Zahlungen entgegenzunehmen. Diese kümmern sich zusätzlich zu den Full-Service-Gateways auch um die Umsatzsteuer und Rechnungsstellung. Vor allem für rein digitale Produkte wie Programme oder Online-Kurse ist das sehr praktisch. Bei In-App Verkäufen sind Sie sogar dazu verpflichtet, die Zahlungswege von Google und Apple zu nutzen, die eine ähnliche Funktionalität bieten. Der Nachteil sind die sehr hohen Gebühren, die bei 5% bis 30% liegen. Mit folgendem Zahlungsdienstleister ist es einfach möglich, online weltweit digitale Produkte zu verkaufen.

  • Paddle
    • Vorteile: kümmern sich um Rechnungsstellung, Umsatzsteuer sowie andere lokale Steuern und Gesetze; Abonnements möglich, sehr viele Zahlungsmethoden inkl. PayPal
    • Nachteile: teuer (0,50$ + 5% pro Transaktion), keine Sofortüberweisung

Welcher Anbieter ist der Richtige?

In diesem Dschungel an Anbietern ist es vor allem für kleine Unternehmen schwierig eine Wahl zu treffen. Generell empfehlen wir, wenn möglich, nur einen Zahlungsdienstleister zu haben. Bei mehreren Payment Gateways kommt bei Kunden schnell Verwirrung auf, wenn sie ihre Kreditkarteninformationen in mehreren Eingabefeldern eingeben können. Außerdem sind Integrierung und Wartung leichter und man behält die Übersicht.

Große Unternehmen können wahrscheinlich mit allen Anbietern günstige Konditionen aushandeln. Da hier große Mengen an Umsatz über die Zahlungsdienstleister fließen, sind die Kosten wohl das Hauptkriterium. Sind ohnehin Ressourcen zur Softwareentwicklung vorhanden, ist ein Anbieter wie Computop am besten geeignet.

Kleineren Unternehmen sind jedoch Flexibilität, geringe Kosten und Einfachheit sehr wichtig. Wir empfehlen daher folgende drei Anbieter für KMUs:

Für alle KMUs: Stripe

Stripe ist nicht zu Unrecht der neue Star unter den Payment Gateways. Das Fintech Startup aus dem Silicon Valley ist mittlerweile mehr als 100 Milliarden Dollar wert und somit nur knapp hinter PayPal der wertvollste Zahlungsdienstleister der Welt. Stripe legt sehr viel Wert auf die Software, also ist neben der Benutzeroberfläche auch die Integration in Webshops und Apps sehr einfach.

Mittlerweile bietet Stripe auch Offline-Zahlungen an. Mit den zahlreichen zusätzlich buchbaren Funktionen und günstigen und transparenten Preisen ist Stripe unserer Meinung nach der einfachste und beste Zahlungsdienstleister, falls die Zahlung mit PayPal nicht unbedingt benötigt wird oder zusätzlich eingebunden werden kann.

Falls PayPal benötigt wird: PayPal

PayPal ist der wohl bekannteste Payment Service Provider. Vor allem in Deutschland wird online fast genauso oft mit PayPal gezahlt wie mit Kreditkarten. Möchte man PayPal als primäre Zahlungsoption anbieten, ist es am einfachsten direkt PayPal als Zahlungsdienstleister zu wählen, um zusätzliche Kosten zu vermeiden. Vor allem mit dem neuen PayPal Checkout ist es sehr einfach auch lokale Zahlungsarten sowie „Später zahlen“ und Ratenzahlung anzubieten. Für fast jedes Content-Management-System gibt es ein Modul oder eine Erweiterung. Das einzige Manko sind die sehr hohen Kosten.

Anmerkung zu Braintree: Braintree ist ebenfalls eine gute Alternative, wenn Sie zusätzlich viele Kreditkartenkäufe haben. Jedoch ist das Angebot an Modulen und Erweiterungen nicht so umfangreich und weit verbreitet wie bei PayPal. Damit ist die Integration aufwändiger.

Für Unternehmen mit mehr als 10.000€ Umsatz: Adyen

Adyen aus den Niederlanden ist zwar noch nicht so bekannt wie die zwei anderen Konkurrenten, jedoch nutzen auch viele große Unternehmen wie Lush mittlerweile Adyen sowohl online als auch im Geschäft. Der größte Nachteil ist die intransparente Preisgestaltung. Es gibt zwar wie bei Stripe und PayPal keine monatliche Grundgebühr, jedoch ganz versteckt im FAQ eine branchenabhängige Mindestrechnung. Diese liegt laut mehreren Testberichten bei durchschnittlich 100€. Das ist vor allem für kleine Unternehmen keine kleine Summe. Falls diese 100€ jedoch überschritten werden (bei min. 10.000€ Umsatz), wird Adyen schnell günstiger als andere Zahlungsdienstleister und bietet dabei sehr viele Zahlungsmethoden (auch PayPal).

Anmerkung: Ab 10.000€ Umsatz gibt es auch bei Stripe und PayPal auch günstigere Konditionen bei online und offline Zahlungen.

Ist Wechseln sinnvoll?

Falls Sie bereits einen Zahlungsdienstleister haben, ist es nur in wenigen Fällen sinnvoll den Anbieter zu wechseln:

  1. Falls die Kosten zu hoch sind: Meistens ist es möglich mit dem bestehenden Anbieter günstigere Konditionen auszuhandeln.
  2. Falls der Umstieg einfach ist: Vor allem bei Abonnements und App-Integrationen ist das schwierig.
  3. Falls eine fehlende Zahlungsart unbedingt nötig ist: Hier ist auch ein zusätzlicher Zahlungsdienstleister denkbar.

Daher sollte man sich bereits ganz am Anfang für den richtigen Zahlungsdienstleister entscheiden, um diese Probleme zu vermeiden.

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